Bei Serrig an der Saar: kerniger Westwind

Mittwoch, 29. März 2006.
Seit Wochen fragt mich Guido Dienstags abends,
wo wir am Mittwoch zum Fliegen gehen.
Es ist sein freier Tag. Aber nicht meiner ...

Aber heute habe ich Urlaub, will vorher die
Steuererklärung erledigen, danach verreisen.
Ganz Deutschland liegt unter Regenschauern,
die eine kräftige Westströmung herantreibt.
Da ist eine etwas weitere Anreise in eine von
Deutschlands Schönwetterecken vielleicht
eine gute Idee. Was soll´s. Die Steuer kann
auch noch einen Tag warten. Und das Allgäu auch.
In der Region Mosel-Saar-Ruwer ist das Wetter
immer ein bischen wärmer, als im Rest des Landes.
Nicht umsonst sind die Weine von dort so schön süß und blumig.

Das reine Drachenfluggelände Serrig an der Saar ist unter West-Deutschlands
Drachenpiloten legendär. Die Saar beschreibt hier eine 180°-Kehre. In dem Kessel,
den der Prallhang bildet, sammelt sich der Westwind und findet nur noch eine Richtung: nach oben.

Anscheinend wollen die Trierer Drachenflieger dem Drachenflugsport den Todesstoß geben und Gastfliegern
am Wochenende keine Starterlaubnis mehr geben. In diesem Gelände kann ich das sogar ein wenig verstehen,
ist doch der Parkplatz klein und der Aufbauplatz noch kleiner. Massenaufläufe würde es aber wohl eher
selten geben, bringt doch der Westwind häufig kaltes oder nasses Wetter. Für uns ist die Fahrt hierher sowieso
zu weit. Außer heute, da ist es unter der Woche und wir nehmen niemandem etwas weg. Im letzten DHV-Info
gab es über dieses Gelände und die Liebe der Wanderfalken zu Flugdrachen einen interessanten Artikel.

Wir fahren hin und unter etlichen Schauern durch. Als wir eintreffen, versiegen gerade die letzten Regen-
tropfen. Eine neuerbaute Drachenrampe leuchtet rötlich aus dem Wald. Der große und gut markierte
Landeplatz liegt auf der Umlaufwiese umflossen von der Saar. Er liegt bei einem Weiler namens
Hamm. Vom Startplatz kann man Serrig nicht mal sehen. Dafür ist die Frage ob wir nach dem
Start über die überflutende Saar kommen, zumindest ein psychologisches Hemmnis.

Guido steht mit mir als Starthelfer am Start. Der kräftige Westwind ist
ihm erstmal nicht geheuer, obwohl er mir schön laminar vorkommt.
Das Argument, der starke Wind sei seine Garantie zum Oben-
bleiben, kann ihn schließlich doch überzeugen. Und er fliegt
eine satte halbe Stunde. Er hat sogar Glück und bekommt
die wenigen Strahlen Sonne, die wir heute sehen.

Ich fahre runter sammele Ihn auf. Dann hilft er
mir beim Start, und kutscht für mich. So kom-
me ich auch zu einem herzhaften Soaringflug
über der spektakulären Landschaft der Saar.