Serrig:
Thermiksaison
eröffnet

Der angesagte Westwind lockt uns
mal wieder nach Serrig. Klaus, der
inzwischen gute Instinkte entwickelt, ruft
an, ob es nicht heute dort gehen sollte.
Das motiviert doppelt zu der weiten Fahrt.
Neulich kam ich zu spät am Nachmittag hierher
und habe einen Abgleiter bekommen, nachdem
Flugschüler eine Stunde geflogen waren. Heute -
zeitig am Startplatz angekommen - sind wir zunächst
vom eher schwächlichen Wind enttäuscht. Ein
heimischer Pilot ist auch schon da. Der sagt etwas
etwas von „Rückseite“ und „aktiver Luft“. Da bräuch-
te man nicht so starken Wind zum Obenbleiben.
Er behält Recht. In den letzten 36 Stunden haben
drei Frontdurchgänge die Atmosphäre kräftig durch-
gequirlt. Lucian schreibt eine Blog-Abhandlung über
Winterthermik. Heute kommt zur Theorie die Praxis.
Bis wir startfertig sind und die Autos runter gebracht
haben, hat dann auch der Wind aufgefrischt. Mühe-
los starte ich als erster und kann mich mit ein
paar Achtern vor der Rampe hoch genug arbei-
ten, um dann den Berg südlich anzufliegen.
Hier reicht das Aufwindband am höchsten.
Die ganze Breite des Geländes kann ich heute abreiten, und finde immer wieder ein bisschen Aufwind,
um nicht abzusaufen. Der Blick reicht bis nach Frankreich, Luxemburg und auch zum nächsten
Fluggelände Ockfen, wo heute dem Vernehmen nach die örtliche Flugschule zu Gange ist.
Bald nach mir startet auch Klausi. Ich hatte mich schon gefreut, ihn heute mit einem Flieger
größerer Fläche jagen zu können, als letztens in Neumagen. Aber auch er hat aufgerüstet.
Einen fast neuen Spyder hat er zum Probefliegen aufgerissen. Und mit dem fledert
er wieder fast unerreichbar von Aufwind zu Aufwind. Nur seine noch fehlende
Ortskenntnis gibt mir dieses Mal die Chance, ihn anzufliegen und abzuschießen.
Das kann ich ab heute auch mit Dauerfeuer tun, denn jetzt habe ich endlich eine
Digitalkamera. Da ist unter 100 Fehlschüssen auch mal ein nettes Foto dabei.
Dann verlockt mich eine Lichterscheinung über dem Steinbruch in der nächsten Saarschleife südlich,
dort hin zu fliegen. Einen anderen Drachen habe ich schon dorthin abfliegen sehen. Von früher
habe ich das Gerücht im Hinterkopf, auch hier bilde sich wieder Aufwind. Der Nullschieber,
den ich vorfinde, reicht gerade für ein paar Fotos. Danach muss ich tief über den Baumwipfeln
im Schleich- und Schäm-Flug halb gegen den Wind zurück ins Serriger Aufwindband kriechen.
Dort geht es dann aber noch mal so richtig hoch. Thermische Blubber befördern etliche Drachen,
die inzwischen die Luft bevölkern, bis an die tiefe Wolkenbasis. Ich habe heute zum ersten Mal
den Mut, mich so weit hinter die Kante versetzen zu lassen, weil der Hausbart ordentlich
mit anderen Fliegern markiert ist. Lange macht mir die Pulkfliegerei aber keinen Spaß
und ich dümpele lieber weitab und tiefer in anderen Ecken des Kessels herum.
Drei Stunden in der Luft in der ersten Januarwoche ist ein guter
Einstieg ins Fliegerjahr 2008. Da bleibt nur noch eine Heraus-
forderung: Auf dem Landeplatz die großen Pfützen nicht
ganz in der Mitte zu treffen. Etliche Locals landen top auf den
Außenlandewiesen im Hang an der Straße zur Startrampe.
Das traue ich mir heute nicht. Auf eine Scherzeinlage
habe ich schon noch Lust und lande mit Bremsschirm.
Der Funfex ist aber auch ohne - mit herzhaftem Ausstoßen -
leicht zu landen. Ich komme ohne einen Schritt auf die Füße.
Meine Schuhe sind danach trotzdem mit Wasser gefüllt.
Das kann mir die Hochstimmung für heute nicht mehr verderben.
WinDfried (Sonntag 6. Januar 2008)