Tegelberg
aus einer eMail an Manni
... Ich weiß genau wer da am Freitag am Vormittag über dem Campingplatz Höhe gehalten hat
mit einem weißroten Drachen. Da war der Startplatz noch ganz im Nebel. Ich war mit Horst
am Landeplatz um Dir hallo zu sagen. Katharina hat dann gesagt Du hättest nach mir gefragt.
Nun gut, am Samstag bin ich nach Wien gefahren ...

Der Samstag wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Ich bin zu Mittag raus weil ich dachte es geht noch nix (also abgleiten und landen üben),
bei Dir geht’s zwar immer tierisch, aber für mich ist´s halt noch mühsam. Während ich also
unter hinhaltendem Widerstand Höhe verliere, startet Nicole hinter mir zu ihrem Erstflug
und katapultiert sich locker über Starthöhe, ich kämpfe am Rohrkopf und zentriere wie gehört ()
mit 45 Grad Schräglage, während Nicole ihren unerhofften Erfolg nicht richtig genießen kann.

Ich komme - egal mit welcher Taktik - nicht über eine bestimmte Höhe hinaus, weder am Brander-
schrofen noch am Rohrkopf, Nicole sackt allmählich Richtung Landplatz durch und ich muß feststellen,
dass am Rohrkopf nichts mehr geht ich suche und finde nichts, das Vario schweigt. Man denkt ******
also landen > ich kämpfe über der Hornburg so 550 bis 714 m über Grund, aber ich kann mich nur halten
es geht nicht rauf ich schaffe es wiederholt von 600 auf 700 m zu kommen und dann schweigt das Vario.

Ich hab nicht verstanden.
Ich fasse Mut und sage mir rüber zu St. Coloman und retour, gelingt es nicht landen, gelingt es,
über der Hornburg erneut Höhe machen. Wie auf Eiern fliege ich raus und stelle fest 0,1 bis 0,2 Steigen,
aber nur wenn man nichts macht, ich entschließe mich nix zu machen und genieße das Zählwerk am Vario.
Über St. Coloman reift der Plan > ich bleibe oben und drehe alle aus, landen verboten, heute wird gekämpft.

Das bisher Gelernte wird heute angewendet.
Ich ertaste die Ebene bis zum Forggensee Bannwaldsee und Neuschwanstein es gibt überall schwaches Steigen
- ohne Vario nicht nützbar - aber es geht nicht höher als ca. 700 m über Grund, Wozu Faxen über der Hornburg
machen wenn das gleiche Resultat über der Ebene erzielbar ist. Am Landeplatz sieht man nach mir, das weiß ich,
also fliege ich in der Ebene Neuschwanstein Bannwaldseecamping im Liniendienst ich lasse mich regelmäßig über
dem Landeplatz sehen. Ich genieße es andere landen zu sehen und wieder hochfahren, aber ich komme nicht rauf.

Ich fasse den Entschluss bis zum Sonnenuntergang auf dieser Höhe zu bleiben und unterhalte die Touristen
bei Neuschwanstein mit Steilspiralen und anderen Scherzen das kostet mich Höhe die ich mir über der Ebene
wieder hole, das geht. Die Japsen kippen vor Verzückung um. Aber ich wollte eigentlich hoch, zwischen Schloss
und Säuling ist Saufen und am Westgrat geht es nur zur halben Höhe, ich mache erst jetzt meinen Sack zu
und konzentriere mich auf nix machen, fliegen lassen, nicht reißen, Meter zählen. Ich merke mir wo mehr geht,
wo weniger, versuche mir Windrichtung Rotoren Lee und anderes vorzustellen, teste Hypothesen und versuche
die Zeit zu nützen. Es war mein letzter Tag und die Chance so lange dieses Gebiet zu nützen habe ich nicht oft.

Unter mir fliegen Flugzeuge Segler und Raubvögel andere Drachen und ich bin immer höher ein Genuss,
aber es gibt Gleitschirme über mir in der Ebene und dort komme ich nicht hin.
Wenn schon ausdrehen nicht geht, dann vielleicht obenbleiben.

Ich beobachte den Luftraum die Wetteränderung, andere Drachen mit Funk und ziehe Schlüsse.
Wenn oder obwohl die Basis so tief hängt; welche Phänomene gibt es die die Thermik so zwischen
500 und 800m über Grund kaputtmachen. Nur der bayrische Wind kann das. So habe ich versucht,
von Osten an den Westgrat heran zufliegen und dort die schnelle Strömung, die über den Berg will,
zu nützen, nach mehreren Versuchen mit dieser Idee war ich tatsächlich in der Lage den Westgrat
Richtung Startplatz zu erobern. Wohl wissend dass da noch eine fette Wolke hängt die man nützen kann.

Ich dachte jetzt bin ich so hoch lassen wir uns mal ansaugen allerdings Flugrichtung Ebene.
Damit es schwächer werden muss und ich nicht Fluchtzeit mit einer Wende verliere.
Es saugte mit 0,2-0,3m und ich war über der Ebene an der Basis(JUHU weiße Wolke).
Ich fliege Richtung Startplatz gefahreneinsichtig retour und habe das Vario im Auge
wegen Höhe und Steigwerten, ich habe auf Landeplatzhöhe umgeschaltet,
weil sich das besser beobachten lässt.

Ich prüfe meine maximale Sinkrate und lege fest bei Steigwerten über 0,3 m / sec Gegenmaßnahmen
und Abhauen > Ziel war 900 m und kein Steigen - ich komme auf Startplatzhöhe beim Rohrkopf an,
rufe mir den Mindestabstand zur saugenden Wolke in Erinnerung und prüfe die Lage, es geht gut am
Rohrkopf, es geht gut am Banderschrofen es geht auch dort gut wo es nicht gut gehen sollte, > Gefahr erkannt
Abflug > Richung Buching habe ich plötzlich 2,5 m Steigen und schaffe es nur das auf Null zu reduzieren
also ich stelle den Drachen auf den Kopf bloß weg hier und vernichte bis 800 m Höhe in Richtung Ebene.

Trotzdem habe dort schon wieder weit vor der Wolke 1030 m also knapp über Basis und auf Basishöhe
saugt es gewaltig Richtung Wolke. Nochmals fliege ich nicht zum Startplatz - die Gleitschirmflieger dort
lassen besser eingepackt. Auch 0,1m läppern sich auf 10min zu einer ordentlichen Höhe zusammen.

Ich bin dafür zu hoch und so wie es dort aussieht, habe ich dort nichts verloren.
Tegelberggipfel ist gerade in Wolken, Auf der Liste an Blödheiten die man fail save antasten sollte,
um sie später nicht auskosten zu müssen wieder was abgehackt, Lektion gelernt Theorie stimmt,
und jetzt geht’s ans Nützen, soviel Höhe kann man nicht einfach verfallen lassen.

Also Richtung Säuling schräg vor der Wolke über Basis, Abdrift Höhe und Steigwerte im Auge.
Säuling in Wolken aber Westgrat frei Anfliegen schräg darüber aber nicht dahinter weil ich nicht
wissen wollte wo genau das Lee sein könnte. Düse vor dem Westgrat 4,5 m Steigen auch zentriert
ein Genuß. Richtung See und Breitenberg hatten die guten Bedingungen aber bald ein Ende. Noch war
der Tag zu jung, um landen zu gehen. Ich komme auf 1300 m über Grund sehr deutlich über der Basis
der schwarzen Wolke rechts von mir ein vorgelagertes weißes Wolkerl zweite Ebene im Wolkenstockwerk.

Zu diesem Zeitpunkt ist niemand höher als ich auch nicht die Gleitschirme
in der Ebene, die mit angeklapten Ohren über Füssen stehen Rücken zum Berg.

Ich denke nach und sehe eine Wolkenstraße Richtung Buching.
Als Anfänger was kann man da an einem Tag haben? Startüberhöhung
oder Basis oder Säuling oder Buching und oder retour? Aber alles an einem Tag?
Also los > mehr Höhe lasse ich nicht zu und fliege Richtung Buching 1300 m - 50 m
500 m mindestens links von der Wolke, ich sehe den einen oder anderen Bekannten
in den Wolken verschwinden, aber das kann nur eine Perspektivsache, sein weil der Pilot
das ja entscheiden muß, sie kommen auch alle wieder sichtbar für mich raus, noch bin ich
am höchsten und da ist es kalt, und einsam.Nicht lange denn den einen oder anderen
lokalen Crack grüße ich mit Flügelwackeln und das wird sogar erwiedert!.Ich schaue
nach einer Luftraumkontrolle durch mein Fernglas mit einem Auge das andere
beobachtet und ich meine ein breites Grinsen im Gesicht von Mike zu sehen.

Ich halte Abstand und genieße die Sicht bis Buchung und weiter,
in Buching über dem Startplatz wende ich schweren Herzens und muss wegen Gegenwind
und Wolke und groben Turbulenzen hinter den Bannwaldsee fliegen um Richtung Landeplatz
zu kommen ohne Höhenverlust über Füssen beschließe ich bevor mir kalt wird zu landen,
vernichte mühsam die Höhe und richte mich auf eine Landung auf Nord ein. Sogar 100 m
über Grund ging es noch so hoch daß man vielleicht nochmals raufkäme. Genug ist genug.
Ich habe auf meine Chance gewartet und gut gekämpft, Ich habe viel gelernt, meine
Kraftreserven haben auch noch für eine ordentliche Landung gereicht, also gut eingeteilt.

Bayrischer Wind live > Basis am Tegelberg > Säuling und Blick dahinter > Buching 1300 m
über Grund > zurück und gut gelandet, mehr als 2,5 Std in der Luft zeitweise alle ausgedreht.
Was ist noch für einen Hattrick von Nöten.
Für einen guten Flug braucht es doch nur einen Bruchteil davon.

Fazit: wer sich lehrbuchmäßig an Sicherheitsabstände hält, fliegt gut,
wer noch alle Parameter am Vario sorgsam beobachtet und einen
Plan hat, welche Position ist noch zulässig welche nicht, fliegt besser,
wer die Zeit in der Luft nicht zum Denken nützt, ist selber schuld.

Nach Plaudereien und Einpacken bin ich deutlich
später als geplant Richtung Wien abgefahren ...
Klemens, 28.7.2007