Traum Nr. 2

Eigentlich sollte es zuziehen, aber auf einmal setzt sich die Sonne durch und die Wölkchen sehen verdächtig nach Thermik aus. In Pfronten entscheide ich kurzfristig statt Tegelberg soll es doch Neunerköpfle sein.
Mit der für mich neuen Umlaufbahn bin ich gleich oben und stehe nun an der Stelle, wo ich 1982 mit dem Drachen erstmalig alpin gestartet war. (Ein Maxi 2, Gleitzahl 1 : Stein)
Ich mache mich gleich startklar, da einiges los ist hier oben. Startabbruch bäuchlings kopfvoraus im Tiefschnee, Helm und Brille voll Schnee, schweissgebadet wieder hochgekämpft, überlege, ob ich doch wieder runterfahre, weil zu blöd fürs Fliegen.
Nach Analyse der Fehler (zu zaghaft gelaufen und zu wenig angebremst) weiss ich, das geht besser.
Ich nehme mir Zeit und lasse erst mal die anderen weg, dann zweiten Versuch und es geht doch. Aber eigentlich will ich nur zum Landeplatz so sauer bin ich auf mich selbst wegen des Fehlstarts.
Auf einmal meldet sich das Vario, Stimmungsumschwung, hey hier kann man sich ja halten!
10 Minuten schippere ich im Pulk hin und her, da erwische ich eine Blase, die mich aus dem Pulk über Startplatzniveau hebt, Superklasse, gleich drübergeflogen und es piepst immer noch. Bei 500 Meter Überhöhung höre ich mich sagen: "Ja, jetzt hast es doch noch geschafft!"
Gemeint ist Traum Nummer 2: An diesen Berg nach 23 Jahren fliegerischer Abstinenz wiederzukommen und über den Startplatz zu fliegen.
Könnt ihr die Gefühle verstehen? 45 Minuten war ich ganz alleine da oben bis die Sonne nachliess und ich nach 1h 26' wieder auf der Erde stand.
Diesen Tag werde ich nie vergessen.
Peter Krahe, 9.2.2005