Cortina d´Ampezzo

Über einen weiteren Flug in einem nicht überlaufenen Teil der Dolos will ich noch berichten: Cortina d´Ampezzo liegt auf unserem südlichen Schlenker vor der Heimreise. Das idyllisch gelegene Städtchen ist als Skiparadies berühmt. Besonders für den Apres-Ski mit lustigen Italienern. Im Oktober ist es sehr ruhig in dem Städtchen. Eingekesselt zwischen den Massiven der Tofana, des Cristallo und der Marmarole hat es dennoch fast den ganzen Tag Sonne und ein entsprechend angenehmes Klima. Auch hier sind zwischen Berggipfeln und Talgrund über 2000 m Höhenunterschied. Das Tal ist jedoch weit, daher wirkt es lieblicher, als in Sexten. Wir haben das Gelände für uns. Im Ort sehe ich ein einziges Fahrzeug mit drei Drachen- Packsäcken auf dem Dach. Aber auf dem Campingplatz neben der großzügigen Landewiese parken keine weiteren Drachenträger. Gleitschirme Fehlanzeige.
An der Skistation Duca d´Aosta gibt es einen fantastischen Drachenstartplatz mit fast 1000 m zum Abfliegen. Auf der Skipiste. Weites Schleppen braucht es - hier einzigartig für die Dolos - nicht. Passend zur Saison kann hier mit dem Auto bis auf den Startplatz gefahren werden. Der Fahrweg führt über die Skiabfahrt hinauf. Mein kleines Autochen kommt tüchtig ins Schnaufen dabei. Noch weiter hinauf am Rifugio Pomedes ginge es auch noch, aber da kommt mir der Wunsch nach Allradantrieb und ich gebe auf.
Meine hilfreiche Gefährtin benötigt etwas Überzeugungsarbeit, um wieder herunter zu fahren. Nachdem ich gewendet habe, übernimmt sie den Job. Vielen Dank dafür! Und für die erneut meisterhafte Fotoserie !!
Die Skipiste windet sich nach dem durch einen Windsack markierten Startplatz nach links. Bei einem Start ohne Wind- oder Thermik-Unterstützung ist Slalom-Fliegen angesagt. Ich gedulde mich bis zu einem guten Moment und komme über Bäume und Schneekanonen hinweg.
Kurz kann ich ein wenig thermischen Aufwind nutzen, dann verliere ich den Bart und es spült mich mit leeigem Gefühl und über 3 m/s Sinken zu Tal.
Erst an einem Buckel über der Landewiese finde ich in der Etage mit Talwind-Einfluß eine Kante, die ein bisschen trägt.
Viel zu schnell setze ich sanft auf dem großzügigen Landeplatz auf. Und habe den Erstflug vor der fantastischen Kulisse doch mächtig genossen. Es wird nicht der einzige bleiben.
WinDfried (Donnerstag 9. Oktober 2008)