Frühling in Fiesch

Schon drei Tage bin ich auf Karnevalsflucht in Fiesch. Zwei lange, anstrengende Flüge in hackiger Märzthermik habe ich bekommen. Dazwischen einen Skitag wegen angesagtem Nordföhn, der dann doch ausgeblieben ist.
Heute ist mein Abschiedstag. Ich bin extra früh in die Seilbahn gestiegen, um dem Gedränge der Skifahrer zu entgehen, in das ich tags zuvor hinein geraten war. Aufgeregt hat das niemanden, außer das Seilbahnpersonal. Skifahrer tragen heutzutage fast alle Helm und lachen nur, wenn sie mit einem Drachenpacksack am Kopf gestupst werden. In Fiesch passt jedes Drachenpaket in die große Gondel auf speziell dafür vorgesehene Halter über Kopfhöhe. Vor acht oder nach elf zu kommen, erhalte ich als wohlgemeinte Direktive.
Na gut. Heute Abend will ich sowieso nach Hause fahren.
Zu einem Abschiedsflug will ich früh starten und auch einen Abgleiter riskieren.
Es ist noch nicht zehn Uhr, und ich bin mit Aufbauen fertig. Da startet am unter mir gelegenen Gleitschirm-Startplatz ein Tandem. Er dreht direkt vor dem Starthang gescheit auf, fliegt über mich und ich werde mit einem sonoren „Guten Morgen“ gegrüßt.
Um elf ist mein letzter Müsliriegel verzehrt und auch sonst kein Grund mehr da, länger zu warten.
Ich starte raus und tatsächlich ein mal mehr mal weniger pulsierender Hausbart erlaubt es schon jetzt sich über Starthöhe zu halten. Im Blauen geht es hinauf bis knapp auf Gipfelhöhe des Hausbergs Eggishorn. Der hat knapp 3000 m und doch ist mir das nicht genug, um weiter weg zu fliegen, als ich im Gleitwinkel zurück kommen würde.
Ich genieße die bombastische Aussicht auf Viertausender, Gletscher, grüne Täler und das belebte Skigebiet.
Irgendwann bin ich satt und versammele meine verbliebene Energie für einen konzentrierten Landeanflug auf den kniffligen Landeplatz in Fiesch. Der liegt halt so praktisch neben Auto und Seilbahn-Talstation, ähnlich wie am Tegelberg.
Vier ruhige Tage, davon drei mit Flugaktivität und Null Kilometer Autofahren, liegen hinter mir. Da mache ich mich dankbar, entspannt und pünktlich auf die gar nicht so lange Heimreise.
WinDfried (Veilchen-Dienstag 8. März 2011)