Hinterstoder – Drachen unerwünscht

Der Sender Kleinerberg über Windischgarsten ist der ideale Flugberg. Die Startplätze nach Süd, Ost und West erlauben den Anflug auf den fast sicheren Hausbart. Von Überfüllung keine Spur, eher etwas einsam. Fürs Hochlaufen sind die 600 m gerade noch zumutbar.
Aber es fehlt ein Gelände für nördliche Windrichtungen. Das wäre das 20 Autominuten entfernte Hinterstoder. Startplätze mit fast 1200 m für NO und WSW in bombas- tischer Kulisse eines Talendes im karstigen Hochgebirge.
Die dortige Seilbahn, wie auch die Mautstraße darf mit der Gästekarte der regionalen Beherbergungsbetriebe kostenlos benützt werden. Eigentlich ideal. Mit dem Auto voller Flugausrüstung fahre ich wegen des angesagten Nordost hin.
Auf dem Parkplatz vor der Talstation stoppt die örtliche Flugschulbetreiberin ihren Bus voller Kunden und spricht mich betont freundlich an. Sie hat meine Drachen auf dem Autodach gesehen und besteht darauf, dass ich diese hier bitte nicht fliegen möge. Die Seilbahn transportiere ohnehin keine Drachen. Das habe ich auch schon telefonisch erfahren, aber da sei ja auch noch die Mautstraße? Nun,die führe nur bis zur Mittelstation (immerhin auch schon über 800 m) aber der dortige frühere Schulungs-Startplatz sei nicht mehr in Betrieb.
Ich möchte zum Drachenfliegen bitte nach Windischgarsten oder zur Burg Altpernstein fahren. Danke, auch schöne Buckel, aber zum Mittelgebirgsfliegen fahre ich nicht 700 km nach Oberösterreich sondern 70 km an die Mosel.
Wenn hier Drachen starten würden, bekäme sie mit Jägern und Gelände-Eignern mächtig Ärger. Aha. Dann liegt die erste Lüge schon im Namen der „Para- und Drachen-Flugschule“, denke ich nur noch.
Ich grinse sie breit an und sage „wie gut, dass ich auch einen Gleitschirm dabei habe.“ Und sehe die Erleichterung in ihrer kernigen Physiognomie. Keine weiteren Fragen nach Lizenzen oder Versicherungen. Nur die Tagesgebühr für die Startplatznutzung solle ich bitte an der Liftkassa lösen. Den Landeplatz hätte ich mir angesehen? Der ist in fußläufiger Entfernung von der Seilbahn.
Zweimal bombe ich mit dem gelben Schirm vom NO Startplatz runter, wo ein zuckersüßer Startwind ansteht. Andere spekulieren auf Südwest auf die ersten Ablösungen des Tages, bleiben aber auch nicht länger in der Luft.
Schade, dieser Talkessel, wo immer die fettesten Cumuli der Gegend stehen, ist drachenfliegerischer Hinterwald. Auf fette Thermik mit dem Schirm habe ich keine Lust. Um 12 verlasse ich mit der Mittagspause der Bahn ohne Schmerz das schöne Tal.
Vom Landeplatz „Villa Sonnwend“ unter dem Sender betrachte ich, wie unter einem riesenhaften Gewitter im Stodergebiet die Welt untergeht.
Von anderswo mit dem Delta dort hin zu fliegen, ist zum neuen sportlichen Ziel geworden.
WinDfried (Donnerstag 31. Juli 2008)