Gisela Laudahn Erster Flug im neuen Jahr 17. März 2002


Gestern abend war ich am Übungshang und renovierte den Einfahrtszaun. Many kam hinzu und so übte ich Starten und Landen, denn im November war ich das letzte Mal geflogen. Ich merkte bald, dass ich keine Routine mehr habe, meine Reaktionen kommen verzögert. Immerhin bin ich gestern weitergekommen. Im Winter war ich sehr krank und nun will ich meinen Körper und mein Selbstbewusstsein aufbauen! Ich bin noch immer auf die Blutwäsche angewiesen und hoffe auf eine Nierentransplantation.

Heute, Sonntag: Morgens war mir nicht gut, so suchte ich Arbeit mit Bewegung und dann um 10 konnten wir abreisen. Many entführte mich zum Oberjoch auf die Ochsenalpe. Dort ist ein herrlicher Startplatz. Ich schaffte es auch, den Ruckksack hinauf zu tragen. Beim Angurten war mir ängstlich zu Mute. Doch Many half mir liebevoll. Ich will fliegen, 1 - 2 - 3 sagte ich und es war ein Fehlstart. Mit den Armen aufgezogen. Ich schämte mich.

Noch einmal: Nach Hindelang will ich kommen. Endlich: Nicht besonders, doch ich flog und ließ die Erde unter mir. Ein deutlicher Gegenwind vom Tal war's. Und mein Vario hatt' ich vergessen einzuschalten. So schätzte ich den Peilwinkel und wusste, dass ich es gerade auf die große Wiese nach der Kapelle schaffen würde. Ich genoss, den Wind um die Ohren und die Höhe überm Tal. Die Landung gelang mir gut. Na, wenigstens das, war ja ein guter Gegenwind und eine Windfahne zu sehen.

Nun erst entdeckte ich Many, der kreiste und kreiste am sonnigen Hang, stieg höher und höher. Vor mir in großer Entfernung landete ein Drachen. Rechts oben am Gipfel trieben sich 3 Gleitschirmflieger am Himmel umher. O, ward ich neidisch und traurig. Many landete bei mir und tröstete mich. Sicherheit geht vor. Ja, gut, aus meiner Situation hab ich das besste gemacht. Jetzt bin ich doch stolz drauf, dass ich es überhaupt gewagt habe. Wie viele Behinderte geben sich auf. Dank meiner guten Ehe und dem Wunsch zu fliegen, werde ich es auch weiterhin schaffen. Jetzt brauche ich noch viel Training und ich hoffe, meine Körperkräfte spielen mit.

Danke, Many und ganz dickes Bussi. Aus Manys Sicht



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Manys Tagebuch vom selben Tag Drachen und Gleitschirm fliegen in Deutschland