Das Allgäu ist wolkenlos - und ich sitze im Zug nach Augsburg - gemeinsam mit den Sängerinnen und Sängern der Roßhauptener Chöre. Ab Lechfeld tauchen wir durch die Nebeldecke.
Von der Stadtführerin erfahren wir viel aus Augsburgs Blütezeit, als es im 16. Jahrhundert mit etwa 40 000 Einwohnern nach Köln und Prag die drittgrößte Stadt im Heiligen Römischen Reich war. Der Reichtum der Augsburger Kaufleute ist fast unvorstellbar, allein dem Jakob Fugger gehörten 15 % des Bruttosozialprodukts des Reiches, von seinem Geld erhielt der Kaiser seine Macht und baute der Papst seine Paläste in Rom. Die Gebäude der Patrizier in der Oberstadt hatten durchaus um die 150 m Kantenlänge und mehrere Innenhöfe.
Das Rathaus von Elias Holl ist das größte seiner Zeit und wegweisend für die deutsche Renaissance.
Das Turamichele ist ein Spektakel an der Westseite des Perlachturms, das nur an 3 aufeinanderfolgenden Tagen im Jahr aufgeführt wird.
Ich besteige noch schnell den Turm.
Nach der Mittagspause im urigen Kellerlokal mit Braukessel kommt endlich die Sonne raus. Wir besichtigen die tiefer liegenden Teile der Altstadt.
Die sind von unzähligen Kanälen durchzogen, die Häuser sind schmal und niedrig, hier wohnten Handwerker, vor allem die, die das Wasser für ihren Beruf brauchten. Natürlich ersetzten die Kanäle auch die Kanalisation.
Durch die Gassen liefen nachts die Schweine. Augsburg war auch berühmt für Gold- und Silberschmiedearbeiten, man lieferte an Herrscherhäuser, wir betrachten den Innenhof einer Silberschmiede.
Wir besuchen auch die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt, gestiftet vom Fugger, um sein Gewissen zu beruhigen, und immer noch in Betrieb. Die Wohnungen lassen immerhin bescheidenen heutigen Wohnkomfort zu.
So habe ich erstmalig eine Stadtführung ohne Kircheninnenräume und ohne Festungsanlagen erlebt. Ich habe in meiner Jugend 14 Jahre in Augsburg gewohnt und trotzdem eine Menge Neues erfahren!
Heute (So) sind hier übrigens die Geschäfte auf.
Abends gibt es was zu feiern: den Absturz der CSU.