Die Burg unter Lasserg

Wochenende und grautrübe Stimmung. Das Russland-Hoch "Bob" macht seinem Dumpfbacken-Namen Ehre und kann uns nicht mit strahlendem Winterwind beglücken. Vielleicht ist es auch die nächste Front über Frankreich, die schon ihre Vorboten schickt. Der präfrontale Süd-Wind kommt jedenfalls erstaunlich ostig daher. Die Drehung über Süd nach Südwest ist in den Vorhersagen schon erkennbar.
Ich bin sowieso unterwegs Richtung Bonn. Entlang der A61 liegen wie Perlen an einer Kette die passenden Gelände Laubenheim, Lasserg und Bausenberg. Eines davon wird schon für einen Hüpfer passen, bevor der große Regen losgeht. Dafür, dass eine Wetterlage mit SO-Wind so selten ist, geht Lasserg erstaunlich oft, wie ich hier schon berichten konnte. Ich komme über den Hunsrück, Luvseitig von Lasserg. Hier liegt die geschlossene Wolkendecke auf den Baumwipfeln auf. Leichtes Schneegrieseln verrät, dass die angekündigte Erwärmung auf über den Gefrierpunkt noch aussteht. Knackige Böen schütteln hin und wieder Schneelawinen von den Bäumen.
Am Startplatz Küppchen finde ich viel Schnee, keine Fliegerfreunde und sanften Wind genau von vorne. Ich rechne mit einem einfachen Start und einem schönen verlängerten Abgleiter. Die Burg Bischofsstein knapp unterhalb des Startplatzes habe ich noch nie richtig in einem Foto eingefangen. Das nehme ich mir als Ziel vor.
Eine auffrischende Phase nutze ich für den Start und überhöhe sofort einige Dutzend Meter. Dort kann ich mich dann auch eine ganze Weile halten. Unter mir sehe ich doch noch einen Schneckenhaus-Träger eintreffen. Ich versuche vor seinen aufgerissenen Augen einen Landeanflug von hinter der Kante. Schon im Bodeneffekt gleite ich zu nah an die Kante heran. Eine Bö hebt mich wieder 10 m hinauf. Also fliege ich halt weiter vor der Kante hin und her.
Als der Schirm die ersten Aufziehversuche unternimmt, gleite ich ab zu einem Kampfanflug über die Burg und bekomme einen Schnappschuss mit Schneezierde.
Die Jungs im Burghof hören mit ihrer Schneeball-Schlacht auf, winken mir zu und johlen hörbar, als ich zurück winke.
Später bevölkern zwei bunte Schirme den Himmel über der Burg. Einer nutzt mein Angebot, mit dem Drachenflieger-Auto wieder rauf zu fahren, und gönnt sich ebenfalls den Gleitflug über die Mosel.
WinDfried (Samstag 16. Januar 2010)