Igel und Pferde

Die Treverer waren zu Römerzeiten erfolgreiche Pferdezüchter. Das Hügelland von Eifel und Hunsrück war gut als hügeliges Weideland und fruchtbar genug für den Anbau von Hafer und Buchweizen zur Nahrung starker Tiere und Menschen.
Bei den Römern wurde der normale Straßentransport mit Ochsenkarren abgewickelt. Deshalb bekamen die Römer auf oder hinter einem gallopierenden Pferd schon einen Geschwindigkeits-Flash.
Man kann also sagen, dass Trier (die Augustus-Stadt der Treverer) sozusagen das Maranello des römischen Reiches nach der Zeitenwende war.
Warum schreibe ich das auf einer Drachenflieger-Seite? Damit die lieben Fliegerfreunde vom Trierer Verein nicht mehr so oft verständnislos schauen, wenn ich sie respektvoll „die Treverer“ nenne. Die Römer waren langsam unterwegs. Unsere heutigen Drachen fliegen mühelos doppelt so schnell, wie ein Pferd galloppieren kann.
Inzwischen sind wohl mehrere Völkerwanderungen über die Gegend hinweg. Ich gehe dort einkaufen, und vom „need for speed“ ist nichts mehr zu erkennen. Die Kassiererin im Supermarkt ist unendlich langsam, und ihren Kunden in der Schlange vor mir scheint´s überhaupt nicht aufzufallen.
Auf Zack hingegen ist der bei Trier ansässige Drachen-Hersteller. Meinen neuen Vogel haben sie in einer Woche tip top durch gecheckt und perfekt nachgetrimmt. Ich bin zum Abholen da. Weil endloser Regen aus dem Himmel fällt, treffen sich mehrere treverer Piloten in der klinisch sauberen Drachenschmiede zum technischen Nachrüsten und zum Thermikquatschen.
Mein Geschäft ist abgewickelt und der Wind soll von West auf Nord drehen. Wenn nur der Regen aufhören würde. Ich tingele unentschlossen Richtung Serrig.
An der Igeler Säule bleibe ich hängen. Reiche römische Kaufleute haben sich hier ein 20 m hohes Grabmonument aufstellen lassen.
Es gab in der Umgebung im 2. Jahrhundert n. Chr. zahlungskräftige Käufer und sensible Waren waren gefragt. Deren Transporte wurden im Schnellverfahren auch mit Pferden befördert. Die Familie der Secundinier haben erfolgreich mit Stoffen gehandelt. Von allem ist auf der Säule zu sehen.
Die Säule ist uns durch einen Irrtum erhalten geblieben: Die Handelsszene auf der Frontseite haben katholische Mönche für eine Heiligenszene gehalten und das Monument als Wegstein unter den Schutz der Kirche gestellt. Das angenehme Lebensgefühl der Moselregion hat sich auch einem später vorbeireisenden Promi eingeprägt. J. W. Goethe erwähnt die Igeler Säule in seinen Reisenotizen, und den schönen Blick auf die Mündung der Saar in die Mosel. Da ist dem Dichterfürsten mit der Geographie etwas durcheinander geraten. Die Saarmündung ist 5 km weiter stromabwärts bei Konz. Verirren kann man sich hier auch leicht. Die paar Euro, die ich als Tank-Tourist in Luxemburg einspare, verfahre ich direkt auf der Suche nach dem Heimweg wieder.
Auch in Burgen-Veldenz hört der Regen nicht auf. Die Römerpferde aus treverer Zucht übrigens haben wohl eher so ausgesehen, wie die Kaltblüter, die mir unter der Ruine Veldenz vor die Kamera geraten.
Einen Testflug bekomme ich erst später in Weiler. Einer der anwesenden freundlichen Gleitschirm-Piloten hat schon ein Flüglein mit Top-Landung hinter sich und schießt ein schönes Startfoto von meinem „Zuckerzitrönchen“.
WinDfried (Samstag / Sonntag 7. / 8. Februar 2009)